„… also entschied ich mich zu springen“: Volleyballstar Krystal Rivers als Vorbild (nicht nur) für Frauen
30.06.25
8 min
Was sie hinter sich hat, reicht für drei Leben, mindestens. Krystal Rivers wurde mit schwersten gesundheitlichen Einschränkungen geboren, hat 20 Operationen, einer Krebserkrankung und wiederkehrenden Panikattacken getrotzt. Sie hat sich von ärztlichen Prognosen nicht aufhalten lassen, die ihr sagten, sie würde niemals auch nur laufen können. Sie hat laufen gelernt und weit mehr als das: Sie ist zur wohl besten Volleyballspielerin Deutschlands geworden.

Krystal Rivers ist Idol und Inspiration vor allem für Frauen – und absolviert bis September 2025 ein Praktikum bei der Sparda BW. Wir haben mit ihr über ihr Leben und ihre Karriere gesprochen.
Sieben Jahre Stuttgart – und vielleicht noch mehr
Am 23. Mai 1994 wurde Krystal Rivers in Birmingham, Alabama, geboren; mit dem Tethered-Spinal-Cord-Syndrom. „Die Ärzte sagten: Du wirst niemals laufen können. Also entschied ich mich zu springen“ ist der Titel ihres Buches und irgendwie auch ihres ganzen Lebens. Darin erzählt sie ihre unglaubliche Geschichte bis an die Weltspitze des Volleyballs. Sie war Nationalspielerin in ihrer US-amerikanischen Heimat, kam 2018 aus Frankreich zum Allianz MTV Stuttgart. Da ist sie zum ersten Mal mit der Sparda BW zusammengetroffen: wir als Hauptpartner und Sponsor des Vereins, der sich inzwischen mehrfacher Meister der Volleyball-Bundesliga der Frauen nennen darf. Sie bald nicht nur als Spielerin unter vielen, sondern MVP der Liga und Leistungsträgerin des Vereins.
„Als ich vor sieben Jahren nach Stuttgart gekommen bin, war es eigentlich mein Ziel, ein Jahr beim Allianz MTV Stuttgart zu spielen und dann wieder zu studieren. Doch ich habe es hier so sehr geliebt, dass ich geblieben bin. […] Nach sieben Jahren ist mein Leben hier in Stuttgart und in Deutschland. Ich fühle mich wirklich wohl hier. Das hätte ich nicht erwartet, aber so ist es nun einmal.“
„Ich habe begriffen, dass ich nicht Superwoman bin und auch nicht sein muss.“
Wie geht es ihr heute, körperlich und mental? Früher hätte sie das vielleicht nicht so offen beantwortet. Inzwischen weiß sie, dass sie damit andere inspirieren und motivieren kann, auch wenn sie noch immer keine Frau der lauten Worte ist. „Ich habe begriffen, dass ich nicht Superwoman bin und auch nicht sein muss. Es ist absolut okay, dass ich mir Pausen gönne. […] Du lernst mit der Krankheit zu leben, aber sie hat ihre Auswirkungen auf dich, jeden Tag.“

Praktikum bei der Sparda: Die Genossenschaftsidee hat sie überzeugt
„Also entschied ich mich zu springen“ ist der zweite, der wichtige Teil ihres Buchtitels. Sie springt nicht nur, Krystal Rivers springt einen Meter hoch. Sie ist die beste Diagonalangreiferin Deutschlands – oder besser: war. Denn im Mai 2025 hat Krystal Rivers den Volleyball an den Nagel gehängt. Was kommt jetzt? Der Übergang von der Sport- in die Berufskarriere. Im Frühjahr 2025 hat die zu dem Zeitpunkt 31-Jährige ein Praktikum bei der Sparda BW begonnen, bis September 2025 führt ihr Weg sie in die Bank. Und auch hier gibt sie alles, wie immer. Sie lernt Deutsch, kniet sich rein, steht ein für sich selbst und ihre Zukunft. Sie geht voran, weiß, was sie will und kämpft dafür.
„Als ich mit Kim (Anmerkung: Kim Oszvald-Renkema war bis Januar 2025 Sportdirektorin des Allianz MTV Stuttgart) über meine Ideen sprach, sagte sie: Ich glaube, ein Praktikum bei der Sparda wäre auf jeden Fall interessant für dich. Die Sparda-Bank war für mich immer präsent, weil sie unser Team sponsert.“ Zuerst war Rivers dennoch skeptisch, aber dann haben sie soziales Engagement und die Genossenschaftsidee überzeugt.
„In den USA ist das Prinzip nicht so sichtbar wie in Deutschland. Ich fand die Idee aber sofort gut. Ich denke, die Sparda bewirkt viel Gutes für die Allgemeinheit.“
Jeder hat die Stärke, die er braucht, um zurechtzukommen
Eine große Sportlerin mit noch größerem Teamgeist hat die Volleyballbühne verlassen. Wir freuen uns, dass wir sie auf dem Spielfeld und in der Sparda-Bank-Filiale kennenlernen durften. Denn für Frauen setzen wir uns von Herzen gern ein. Schließlich ist es für sie schwieriger mit der finanziellen Unabhängigkeit, der fairen Bezahlung, der Sicherheit im Alter. Eine Frau zu sehen, die es geschafft hat, immer wieder aufzustehen und für sich selbst zu sorgen, macht uns Mut – und dir hoffentlich auch.
„Wenn Leute sagen: ‚Ich bin nicht so stark wie du‘, sage ich: Jeder hat seine eigene Geschichte. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Jeder hat genau die Stärke, die er braucht, um damit zurechtzukommen.“ Ist ihre Position als Angreiferin eine Parallele zu ihrem Leben? Ist Angriff für Krystal Rivers die beste Verteidigung? „Lustig. Da habe ich noch nie einen Zusammenhang gesehen. Aber es passt perfekt. Ich habe darüber geschrieben, dass das Leben uns oft Steine in den Weg legt, manchmal auch richtig große Felsbrocken, mit denen man es aufnehmen muss, um weiterzukommen. Das klappt auch bei mir nicht immer sofort, aber ich erkenne, wann es Zeit ist, anzugreifen und die Sache hinter mich zu bringen.“ Wer sie sieht, wie sie das sagt, glaubt ihr sofort.
Das gilt für die großen Schicksalsschläge genauso wie für die kleineren. Die Scheidung vom Partner oder von der Partnerin wirft dich aus der Bahn? Du hast deine Altersvorsorge bisher nicht im Griff? Auch nach großen Herausforderungen kann frau sich wieder aufrappeln und sogar besser dastehen als vorher. Krystal Rivers hat es bewiesen, immer und immer wieder.
Das ganze Interview erscheint in der Juli/August Ausgabe unseres Kundenmagazins SpardaWelt.