Christine Prayon - Abschiedstour

Mit ihrer Abschiedstour setzt Christine Prayon auf die ganz großen Gefühle – ein bewusster Kontrast zu ihrem Debütprogramm Die Diplom-Animatöse, das sich mit viel Feingefühl den kleinen, alltäglichen Emotionen widmete (kleine Gefühle, so erklärte sie einmal, seien zum Beispiel mittelviel Sympathie gegenüber einem ganz guten Bekannten).

Wer Gefühle schätzt, aber beim Entspannen auch gerne denkt, sollte sich dieses Programm nicht entgehen lassen. Es wird – so kündigt sie an – ihr letztes sein. Der Kartenkauf lohnt sich also doppelt: für den Kopf, fürs Herz und für die Nostalgie.

Allein der Begriff Abschiedstour wirft Fragen auf – und genau das ist beabsichtigt. Verwunderung, Trauer oder gar Panik beim Publikum sind ausdrücklich Teil des Plans. Denn ein Abschied, das weiß sie, steigert den Marktwert. Ob es dabei um einen Abschied vom Kabarett, von der Bühne oder gleich vom Kapitalismus geht – bleibt offen.

Ist das Kabarett am Ende? Möglich. Wenn Politiker Clowns geben, zieht es die echten Clowns womöglich in die Politik. Oder steht gar der ganz große Abschied bevor – das Ende des Kapitalismus?

Natürlich nicht. Reingelegt! Der Kapitalismus sei, so lässt sie durchblicken, zwar das Hinterletzte – aber leider alternativlos. Ende der Diskussion.

Was bleibt, ist die Neugier: Welcher Abschied steht wirklich bevor? Und vor allem – wie wird er inszeniert?

Christine Prayon, dem Publikum auch als Birte Schneider aus der heute show bekannt, wurde bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Kabarettpreis und dem Deutschen Kleinkunstpreis. Mit ihrer Abschiedstour gelingt ihr einmal mehr der Spagat zwischen politischer Schärfe, kluger Satire und emotionaler Tiefe.