Geld sparen & vermehren

„Die Stabilität des Marktes steht auf dem Spiel“

Was tun in Zeiten von Null- und Negativzins? Martin Hettich, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank BW, spricht über Chancen, Risiken und Zukunftsstrategien.

Welchen Rat geben Sie den Sparerinnen und Sparern in den heutigen Zeiten der Nullzins-Politik?
„In meinem Bekanntenkreis erkennen immer mehr Menschen die Zeichen der Zeit und steigen mit einem Teil ihres Geldes ins Wertpapiergeschäft ein. Es ist die einzig logische Konsequenz, um der Minuszinsentwertung ihres Vermögens entgegenzuwirken, die durch die inflationäre Entwertung noch verschärft wird. Auf Tages- und Festgeldkonten werden letztlich keinerlei Zinsen mehr vergütet und die Zinswende ist in weiter Ferne. Wir bieten mit VermögenPlus und MeinInvest einen Mix aus Wertpapiergeschäften und Fondsanlagen, der auch die häufig gewünschte Liquidität garantiert.“

Spekuliert die Sparda-Bank BW mit Wertpapieren?
„Nein, das tun wir nicht. Wir bieten unseren Kunden auch keine spekulativen Wertpapiere an, sondern setzen aufs Investmentgeschäft. Man kann zwar Null- oder Minuszinsen einfach hinnehmen. Dann ist aber völlig klar, dass das persönliche Vermögen kleiner wird. Oder man kann einen Teil seines Vermögens dort anlegen, wo auch in Zukunft noch Wertzuwächse mit überschaubaren Risiken zu erwarten sind. Das heißt, man vertraut dem Expertenteam der Sparda-Bank und wählt eine Fonds-Struktur, die zur persönlichen Risikoneigung und zum Anlagehorizont passt.“

Die erste deutsche Volksbank gibt die Negativzinsen ab dem ersten Euro schon an ihre Kunden weiter. Wie stehen Sie dazu?
„Negativzins und Verwahrungsgebühren werden auf breiter Front kommen, wenn die Marktverhältnisse so bleiben, wie sie sind. Das ist eine klare Botschaft.“

Welche Maßnahmen müssten aus Ihrer Sicht auf politischer Ebene angegangen werden, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen?
„Die Europäische Zentralbank hat die bewährten Mechanismen des Kapitalmarkts schlicht ausgeschaltet. Ganz gleich, ob Sie Geld in südlichen europäischen Ländern mit höheren Risiken anlegen oder ob Sie deutsche Bundesanleihen kaufen, das Zinsniveau ist für lange Laufzeiten gleichermaßen Null oder Minus. Die Risikoprämie Zins existiert faktisch nicht mehr. Im Kern muss die EZB überlegen, ob es auf lange Sicht nicht risikoärmer ist, die normalen Marktverhältnisse wieder wirken zu lassen. Derzeit steht nicht weniger als die Stabilität des Marktes auf dem Spiel.“

Was bedeutet das konkret für das genossenschaftliche Geschäftsmodell der Sparda-Bank BW?
„Die EZB-Politik kommt immer mehr bei den Banken an, die ausschließlich von Zinsen leben. Bisher wurde das noch von höher verzinsten Kreditverträgen aus der Vergangenheit abgefedert. Diese Verträge laufen nun aus. Dadurch nimmt der Ertragsdruck deutlich zu. Wir erschließen derzeit andere Erlösquellen im banknahen Bereich, zum Beispiel im Versicherungsservice und in der Immobilienvermittlung. Was wir dabei absolut in die Waagschale werfen können, ist das große Vertrauen, das wir bei unseren Kunden genießen. Sie kennen uns als fairen Partner und wissen, dass wir als Genossenschaftsbank die Finanzkrise nicht mit verursacht haben.“

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